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EthnOpinion.at: Erstes Markt- und Meinungsforschungsinstitut für Migranten-Umfragen gegründet

Presseinformation

EthnOpinion.at: Erstes Markt- und Meinungsforschungsinstitut für Migranten-Umfragen gegründet

Trotz der zuletzt verstärkten Integrationsdiskussion stehen öffentlichen Einrichtungen, der Politik und der heimischen Wirtschaft bislang keine rasch verfügbaren Markt- und Meinungsforschungsdaten aus der migrantischen Bevölkerung zur Verfügung. Das jetzt in Wien neu gegründete Institut „EthnOpinion.at“ ändert das: Es ist spezialisiert auf Studien, Umfragen und Beratung zu den verschiedenen in Österreich lebenden ethnischen Communities. Ab sofort können die „neuen Österreicher“ aus allen großen Migranten-Gruppen mittels eigenem „Ethnomix“-Panel befragt werden. Gegründet wurde EthnOpinion.at vom Online-Marktforschungsinstitut „meinungsraum.at“, der interkulturellen Wiener Stadtzeitung „biber“ und „The Skills Group“, einer der führenden österreichischen Kommunikations-Agenturen.

Wien, 10. Dezember 2010 – Das neue Markt- und Meinungsforschungsinstitut „EthnOpinion.at“ bietet ab sofort Studien, Umfragen, Fokusgruppen und interkulturelle PR- und Kommunikationsberatung für Unternehmen und Institutionen an. Zusätzlich wird EthnOpinion.at selbst vierteljährlich „Ethnomix“-Umfragen bei Migranten und Mehrheitsbevölkerung zu aktuellen Themen aus Wirtschaft und Politik durchführen und veröffentlichen.

Dazu hat EthnOpinion.at in den letzten Monaten ein eigenes österreichisches Migranten-Umfrage-Panel aufgebaut. Das bereits zum Start über 3000 Personen umfassende Panel ermöglicht erstmals, in allen großen ethnischen Communities des Landes (Türken, Serben, Bosnier, Kroaten, Rumänen, Polen, Tschechen, Ungarn etc. ) schnell und kostengünstig repräsentative Online-Umfragen, Studien und Fokusgruppen durchzuführen.

Meinungsraum, biber und Skills gründen gemeinsam „EthnOpinion.at“

Gegründet wurde das neue Institut EthnOpinion.at gemeinsam vom Online-Marktforschungsinstitut „meinungsraum.at“, der interkulturellen Wiener Stadtzeitung „biber“ und „The Skills Group“, einer der führenden österreichischen Kommunikations-Agenturen, die bereits seit mehreren Jahren im Bereich der interkulturellen Kommunikation tätig ist.

Herbert Kling, Geschäftsführer von meinungsraum.at und Mitbegründer von EthnOpinion.at: „Mit dem Spezialinstitut ‚EthnOpinion.at’ und den Ergebnissen unserer neuen ‚Ethnomix’-Befragungen ermöglichen wir eine objektivere politische Diskussion und schaffen bessere Entscheidungsgrundlagen für Unternehmen, die sich die wirtschaftlich immer bedeutendere Kundengruppe der ‚neuen Österreicher’ erschließen wollen.“

Erste Ethnomix-Umfrage bringt überraschende Ergebnisse

Bereits die erste von EthnOpinion.at durchgeführte Ethnomix-Umfrage zeigt auf, wie wichtig es ist, der ca. 17 Prozent großen Bevölkerungsgruppe der „neuen Österreicher“, also der Bevölkerung mit „Migrationshintergrund“, in Zukunft auch in der Markt- und Meinungsforschung mehr Beachtung zu schenken. Denn sowohl bei gesellschaftlichen Werten, im Konsum- und Freizeitverhalten, beim politischen und sozialen Engagement, als auch beim Vertrauen in öffentliche Einrichtungen zeigten sich unter den 1.527 Studienteilnehmern interessante Übereinstimmungen, teilweise aber auch große Unterschiede – zwischen „alten“ und „neuen“ Österreichern, aber auch zwischen den unterschiedlichen Migranten-Gruppen und deren erster und zweiter Generation.

Migranten interessierter an heimischer Politik als Österreicher

So geben etwa nur 34 Prozent der Österreicher an, dass sie sich für die österreichische Innenpolitik „sehr“ interessieren. Im Schnitt des Ethnomix-Panels liegt dieser Wert bei Migranten bei 37 Prozent, wobei es jedoch überraschend große Unterschiede innerhalb der Gruppe der „neuen Österreicher“ gibt (z.B. bei Türken 29 Prozent, Polen 30, Bosniern 40, Rumänen sogar 51 Prozent starkes Politikinteresse).

Negativ-Trend: Zweite Generation passt sich bei Politikverdrossenheit den Österreichern an

Überraschend und alarmierend zugleich ist, dass das Interesse an der heimischen Politik in der zweiten Generation nicht gleich bleibt, sondern deutlich sinkt. Interessieren sich in der ersten Migranten-Generation enorme 49 Prozent „sehr“ für die österreichische Politik – damit deutlich mehr als die bereits im Land geborenen Österreicher – sind es bei der ebenfalls hier geborenen zweiten Generation nur noch 27 Prozent.

„Bei diesen Zahlen müssten bei den politischen Verantwortlichen aller Parteien die Alarmglocken läuten. Man sieht, wie wenig attraktiv sich die österreichische Politik in ihrer Gesamtheit präsentiert. Je länger man hier lebt, desto weniger interessiert man sich für die Politik – eigentlich sollte es aber umgekehrt sein“, so Jürgen H. Gangoly, Initiator von EthnOpinion.at und Partner in der Wiener PR- und Kommunikationsagentur The Skills Group.

Dieser Langzeit-Negativ-Effekt bewirkt offensichtlich auch, dass die Unzufriedenheit mit den etablierten politischen Parteien bei den „alten Österreichern“ deutlich ausgeprägter ist als bei Migranten. So sagen heute bereits 30 Prozent der Österreicher frustriert, dass „eigentlich keine Partei“ ihre Interessen vertritt. Dieser Wert liegt bei den „neuen Österreichern“ durchschnittlich bei nur 20 Prozent. Wie die Studie aufzeigt, gibt es jedoch auch hier enorme Unterschiede zwischen den Gruppen, die in der politischen Analyse Beachtung finden sollten („eigentlich keine Partei“: z. B. Türken nur 3 Prozent, Polen 15, Serben 17, Bosnier 23, Kroaten 38, Tschechen 50 Prozent).

Ebenfalls unerfreulich: Während sich in der ersten Generation der Migranten überraschender Weise nur 17 Prozent „eigentlich von keiner Partei“ in Österreich vertreten fühlen, sind es in der zweiten Generation bereits 24 Prozent (Österreicher gesamt: 30 Prozent). „Die zweite Generation passt sich also bei der Politik- und Parteienverdrossenheit leider den Österreichern an,“ so Christina Matzka, Studienleiterin der ersten Ethnomix-Umfrage.

Viele Migranten der ersten Generation vertrauen Österreichs Institutionen und Behörden mehr als Österreicher – bei der zweiten Generation ist jedoch ein deutlicher Vertrauensverlust erkennbar

In der Ethnomix-Studie wurde auch das Vertrauen von Menschen mit Migrationshintergrund in Österreichs Behörden und Institutionen abgefragt. Hier zeigte sich, dass das Vertrauen der „neuen Österreicher“ der ersten Generation in alle abgefragten Einrichtungen (z. B. Gesundheitswesen, Bildungssystem, Sozialversicherungen, Presse, Parlament, Regierung, Gewerkschaften etc.) – mit Ausnahme der Polizei – gleich oder höher ist als jenes der Mehrheitsbevölkerung. Ein Grund dafür dürfte darin liegen, dass die „neuen Österreicher“ mehrheitlich aus einem eher instabilen und unsicheren Umfeld stammen. Bei der zweiten Generation verlieren aber viele Einrichtungen dieses ihnen entgegengebrachte Vertrauen wieder.

Nicht nur im politischen und sozialen Bereich präsentiert die Umfrage von EthnOpinion.at umfangreiche und spannende Daten. Auch für Unternehmen verschiedenster Branchen, von der Sport- und Freizeitwirtschaft, Banken und Versicherungen, dem Lebensmitteleinzelhandel, bis hin zum Internet- und Telekommunikationsbereich sind eine Vielzahl an interessanten Ergebnissen enthalten.

Kroaten sind die sportlichsten unter den „neuen Österreichern“

So zeigt sich etwa, dass – über alle Migrantengruppen hinweg betrachtet – in der aktiven Sportausübung praktisch kein Unterschied zwischen alten und neuen Österreichern besteht (30 Prozent der Österreicher geben an, „regelmäßig“ Sport zu betreiben, 29 Prozent der „neuen Österreicher“). Wenn man mit Ethnomix genauer hinsieht, werden jedoch signifikante Unterschiede innerhalb der verschiedenen Migranten-Communities sichtbar. Diese sind für den Sportartikel-Handel und die Freizeitindustrie zweifellos relevant. So ist etwa mit einem „Regelmäßig Sport“-Wert von 51 Prozent (laut Eigenangaben) die kroatische Community eindeutig die sportlichste unter den „neuen Österreichern“, gefolgt von den Bosniern (41 Prozent), Polen (37 Prozent) und Türken (21 Prozent).

Die Umfrageergebnisse im Bereich „Internet und Telekommunikation“ zeigen, dass sich die Produkt- und Anbieter-Präferenzen der „neuen Österreicher“ von der Markt- und Kundenverteilung des Gesamtmarktes massiv unterscheiden können. Bei vielen Unternehmen gibt es bei den „neuen Österreichern“ noch enorme Wachstumspotenziale bzw. wird deutlich, dass Produkt- oder Imageanpassungen notwendig sind.

Orange und T-Mobile beliebteste Mobiltelefonie-Anbieter bei „neuen Österreichern“

So liegt etwa der klare Marktführer bei Mobiltelefonie in Österreich, A1 Mobilkom, bei der Beliebtheit bei den „neuen Österreichern“ bundesweit mit 18 Prozent nur an dritter Stelle und wurde in diesem immer bedeutender werdenden Kundensegment von Orange (26 Prozent) und T-Mobile (25 Prozent) klar überholt. Bei der Detailauswertung für Wien liegen bei den „neuen Österreichern“ auch noch tele.ring deutlich und Yesss knapp vor A1 Mobilkom.

Kaum Unterschiede bei Ausstattung mit Unterhaltungselektronik

Wie die Ethnomix-Studie außerdem ergab, gibt es bei der Ausstattung der Haushalte mit Unterhaltungselektronik kaum Unterschiede zwischen „alten“ und „neuen“ Österreichern, trotz teilweise signifikanter Unterschiede im Haushaltseinkommen.

Bei der Nutzung von DVD-Player (88/85 Prozent), Flatscreen-TV (51/50), Spielkonsole (49/45) und Festnetz-Anschluss (56/59) liegen „alte“ und „neue“ Österreicher praktisch gleichauf. Nur bei DVD-/Festplatten-Recordern (58/45) und bei Kabel-TV-Anschlüssen (50/71; regional bedingt, da mehr „neue Österreicher“ im urbanen Raum leben) gibt es größere Unterschiede, die für Marketing und Werbung der jeweiligen Anbieter interessant sein dürften.

Simon Kravagna, Chefredakteur der erfolgreichen interkulturellen Zeitung biber und Mitbegründer von EthnOpinion.at: „In der öffentlichen Diskussion wird meist vereinfacht von ‚DEN Migranten’ gesprochen. Bei den ‚neuen Österreichern’, wie wir sie nennen, handelt es sich jedoch um keine homogene Bevölkerungsgruppe. Wie unsere Studie belegt, gibt es selbst innerhalb der jeweiligen ethnischen Gruppen in Österreich enorme soziale, wirtschaftliche und kulturelle Unterschiede. Diese wurden bislang nicht nur von Wirtschaft und Politik, sondern auch von Markt- und Meinungsforschung und den Medien zu wenig beachtet.“

„Das führte dazu, dass sich heute große Teile der Bevölkerung weder von der Politik, noch von der Wirtschaft ausreichend verstanden fühlen. Das wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Potenzial der ‚neuen Österreicher’ wird noch immer von vielen Menschen nicht erkannt“, ergänzt Andreas Wiesmüller, Mitgründer von biber.

Migranten wissen: Integration ist keine Einbahnstraße – und die Österreicher?

Durchaus selbstkritisch sehen die „neuen Österreicher“ die aktuelle Integrationsdiskussion und die diesbezüglichen Verantwortlichkeiten. Enorme 73 Prozent von ihnen stimmen etwa der Aussage „sehr“ (23 Prozent) oder „etwas“ (50 Prozent) zu, dass „viele Migranten selbst ihre Integration in Österreich erschweren“. Interessanter Weise herrscht hier im Vergleich zu vielen anderen Fragen der Studie breite Einigkeit. Es gibt keine signifikanten Unterschiede nach Herkunft der befragten Migranten und auch die „alten Österreicher“ stimmen mit 81 Prozent (36 Prozent sehr, 45 Prozent etwas) gleichlautend zu.

Auch über die Rolle der Mehrheitsbevölkerung im Integrationsprozess gehen die Ansichten von „neuen“ und „alten“ Österreichern im großen und ganzen konform: Während 47 Prozent der Migranten der Meinung sind, dass die österreichische Bevölkerung die Integration erschwert, sehen das knapp 44 Prozent der „alten Österreicher“ ebenso.

Die gemeinsame Verantwortung von Migranten und Mehrheitsbevölkerung im Integrationsprozess ist somit bei allen Bevölkerungsgruppen kaum umstritten. Deutliche Meinungsunterschiede gibt es allerdings zur Verantwortung des Gesetzgebers. Die Gesetzgebung machen 45 Prozent der befragten Migranten für Integrationsprobleme mitverantwortlich, von den „alten Österreichern“ sehen das allerdings nur 34 Prozent so.

Zukunft? Migranten optimistisch, Österreicher weniger

Ihre eigene Zukunft sehen die „neuen Österreicher“ weitaus optimistischer als die eingesessene Bevölkerung. Nur knapp 3 Prozent der Migranten sind der Meinung, dass sich ihre Situation in den nächsten zwei bis drei Jahren „stark“ verschlechtern wird, während gleich 11 Prozent der Mehrheitsbevölkerung erwarten, dass sich die Lebenssituation von Migranten in Österreich stark verschlechtern wird.

Von den „alten Österreichern“ geben wiederum 5,4 Prozent an, dass sich ihre eigene Lebenssituation in den letzten fünf Jahren „stark verschlechtert“ hat, weitere 14 Prozent sprechen von „etwas verschlechtert“. Bei den „neuen Österreichern“ sieht es in der persönlichen Wahrnehmung der letzten fünf Jahre etwas besser aus. Nur 3 Prozent melden eine starke, weitere 4 Prozent eine geringfügige Verschlechterung.

Die kommende Ethnomix-Studie erscheint im ersten Quartal 2011 und wird sich u. a. mit der Situation des Lebensmittelhandels, der Social Media-Nutzung und der Marken-Affinität der „neuen Österreicher“ befassen. Individuelle Studien können ab sofort beauftragt werden. Zusätzlich kann das Ethnomix-Migranten-Panel mit jeder anderen regionalen oder nationalen Umfrage oder Studie kombiniert werden.

„Mit dem neuen Marktforschungs- und PR-Beratungsangebot von EthnOpinion.at wollen wir mithelfen, dass die ‘neuen Österreicher’ von der heimischen Wirtschaft und Politik in Zukunft besser gehört und auch verstanden werden“, so Jürgen Gangoly abschließend.

Rückfragen und Pressekontakt EthnOpinion.at:

Jürgen H. Gangoly, The Skills Group
gangoly@skills.at, Tel.: 0664/2000260
www.skills.at

Über EthnOpinion.at:

Das Spezial-Institut „EthnOpinion.at“ wurde 2010 vom Online-Marktforschungsinstitut „meinungsraum.at“ ( www.meinungsraum.at ), Andreas Wiesmüller und Simon Kravagna, den Gründern der interkulturellen Wiener Stadtzeitung „biber“ ( www.dasbiber.at ), und „The Skills Group“ ( www.skills.at ), einer der führenden österreichischen PR- und Kommunikations-Agenturen, gegründet.

Gemeinsam wurde mit „Ethnomix“ ein in Österreich bislang einzigartiges Umfrage-Panel aufgebaut, das schnell und kostengünstig repräsentative Online-Umfragen in allen großen ethnischen Communities (z. B. Türken, erben, Bosnier, Kroaten, Rumänen, Polen, Tschechen, Ungarn etc.) ermöglicht.

Mit den Ergebnissen liefert EthnOpinion.at ( www.ethnopinion.at ) heimischen Unternehmen aller Branchen, öffentlichen Einrichtungen und der Politik wichtige Grundlagen für politische Entscheidungsprozesse, Kommunikationsprojekte, Werbung, Marketing und PR.

Das interdisziplinäre und interkulturelle Expertenteam von EthnOpinion.at betreut (bei Bedarf auch mehrsprachige) Studien- und Umfrageprojekte in den verschiedenen in Österreich lebenden ethnischen Communities – von der Fragebogen-Entwicklung bis zur wissenschaftlichen Auswertung und grafischen Aufbereitung.

Abgewickelt werden Projekte zu allen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragestellungen mittels Online-Umfragen, Fokusgruppen, qualitativen Interviewserien etc. Gemeinsam mit den Auftraggebern entwickelt EthnOpinion auf Basis jahrelangen Know-hows und aktueller Umfrageergebnisse gesamt-gesellschaftliche Kommunikations-und PR-Programme.

Download Studienpräsentation hier: PDF der 1. EthnoMix-Studie von EthnOpinion.at

Umfragedaten:

1.527 Teilnehmer: 1.000 Online-Interviews mit „alten“ Österreicher/innen und zusätzlich 527 mit „neuen“ Österreicher/innen, Oktober 2010.

Studien-Definitionen:

Migrant – dauerhaft Wohnhaft in Österreich, geboren im Ausland
1. Generation – eigener Geburtsort und Geburtsort beider Eltern im Ausland
2. Generation – eigener Geburtsort in Österreich und Geburtsort beider Eltern im Ausland
„Neue Österreicher“ – Sammelbegriff für 1., 2. und ggf. 3. Generation
„Alte Österreicher“ – selbst und beide Eltern in Österreich geboren