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29.4.2011: Neue Österreicher und Migranten fürchten Arbeitsmarktöffnung deutlich weniger als die Mehrheitsbevölkerung

Presseinformation

Ergebnisse der 2. EthnoMix-Umfrage von EthnOpinion.at:
Neue Österreicher und Migranten fürchten Arbeitsmarktöffnung deutlich weniger als die Mehrheitsbevölkerung
Alle Bevölkerungsgruppen erwarten Lohndumping und eine weitere Steigerung der Ausländerfeindlichkeit in Österreich.

Wien, 29. April 2011 – Ab 1. Mai 2011 wird der österreichische Arbeitsmarkt auch für Personen aus den neuen EU-Ländern geöffnet. Wie die österreichische Bevölkerung dazu steht und welche Unterschiede es zwischen “alten Österreichern” und den “neuen” mit Migrationshintergrund gibt, hat das auf Migrantenumfragen spezialisierte Institut “EthnOpinion.at” im Zuge seiner aktuellen “EthnoMix”-Umfrage erhoben.

Die Ergebnisse sind mehr als überraschend: Die “neuen Österreicher” der 1. oder 2. Generation (selbst oder zumindest ein Elternteil nicht in Österreich geboren) fürchten sich weitaus weniger vor der so genannten Ostöffnung als die österreichische Mehrheitsbevölkerung. Das, obwohl viele Experten der Meinung sind, dass gerade bereits in Österreich lebende Migranten zuerst von einem stärkeren Verdrängungswettbewerb am Arbeitsmarkt betroffen sein könnten.

Befragt wurden in der EthnoMix-Umfrage insgesamt 1.000 in Österreich lebende Personen zwischen 14 und 65 Jahren, 500 davon mit Migrationshintergrund (Umfrage-Panel repräsentativ nach Alter, Geschlecht, Bundesland).

Wirtschaftsaufschwung deutlich spürbar

Wie die „”EthnoMix”-Studie aufzeigt, wird die allgemeine Wirtschaftslage von drei Viertel der Österreicher besser (75%) als im Vorjahr eingeschätzt (10% sogar “wesentlich besser”). Ebenso glaubt eine deutliche Mehrheit der Österreicher (64%) an einen weiteren Aufschwung im kommenden Jahr. Bei den “neuen Österreichern” erwarten sogar 69 Prozent eine weitere Verbesserung der Wirtschaftslage. Sie sind damit noch optimistischer als die Mehrheitsbevölkerung.

“Neue Österreicher” beurteilen Arbeitsmarktöffnung deutlich positiver als die Mehrheitsbevölkerung

In der nun mit 1. Mai 2011 bevorstehenden Öffnung des Arbeitsmarktes für Menschen aus den neuen EU-Ländern (HU, SK, SLO, CZ, PL, EST, LET, LIT) sehen laut Studie derzeit nur 29 Prozent der Bevölkerung eine “wirtschaftliche Chance” für Österreich, 55 Prozent beurteilen diese sogar als “Gefahr” für Österreich. Bei den gesondert ausgewerteten “neuen Österreichern” mit Migrationshintergrund sieht das Bild weitaus weniger düster aus. In dieser Gruppe beurteilen gleich 41 Prozent die Arbeitsmarktöffnung als wirtschaftliche Chance für Österreich. Dieser relative Optimismus überraschte auch die Experten von EthnOpinion.at. Schließlich prognostizieren viele Arbeitsmarktexperten einen Verdrängungswettbewerb zwischen länger in Österreich lebenden Menschen mit Migrationshintergrund und jenen, die durch die Arbeitsmarktöffnung neu dazu kommen werden.

Kaum Ängste um Arbeitsplatz – weder bei “neuen” noch bei “alten Österreichern”

Die Frage, ob durch die Arbeitsmarktöffnung ihr persönlicher Arbeitsplatz gefährdet werden könnte, beantworteten 14 Prozent der “alten Österreicher” und 12 Prozent der Österreicher mit Migrationshintergrund mit “Ja”. Knapp ein Viertel (23%) der Befragten gibt an, die Situation nicht beurteilen zu können. Hingegen haben fast zwei Drittel der Österreicher keinerlei Sorgen um ihren Arbeitsplatz, wobei es hier keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen gibt (63% “alte” / 64% “neue Österreicher”).

Kaum Hoffnung auf weniger Schwarzarbeit in Österreich durch Arbeitsmarktöffnung

Nur knapp ein Fünftel (19%) der befragten Österreicher glaubt, dass sich mit der Arbeitsmarktöffnung und der dadurch entstehenden Möglichkeit der legalen Beschäftigung für Menschen aus den neuen EU-Ländern die Schwarzarbeit in Österreich verringern wird. Die “neuen Österreicher” sehen das mit 27 Prozent etwas optimistischer.

Jobs in neuen EU-Ländern für Österreicher nur wenig attraktiv

Die Möglichkeiten, die Arbeitsmarktöffnung für sich selbst zu nutzen und eine Karriere in den neuen EU-Ländern anzustreben, scheint für die in Österreich lebenden Menschen nur wenig attraktiv zu sein, wobei es hier große Unterschiede zwischen “alten” und “neuen Österreichern” gibt. Menschen mit Migrationshintergrund sind deutlich mobiler. Während sich 21 Prozent der “neuen Österreicher” vorstellen können, in den neuen EU-Ländern zu arbeiten, ist dies nur bei 12 Prozent der heimischen Mehrheitsbevölkerung der Fall. Als attraktivste Staaten für einen Job in einem neuen EU-Land erscheinen den Österreichern Ungarn (34%) und Slowenien (29%), während sich am anderen Ende der Tabelle nur 13 Prozent vorstellen können, einen Job in Polen anzunehmen.

Heimische Unternehmen werden als Profiteure der Arbeitsmarktöffnung gesehen – 60 Prozent erwarten sinkende Durchschnittslöhne und Lohndumping

70 Prozent der Österreicher – ohne signifikanten Unterschied zwischen Mehrheitsbevölkerung und Migranten – sind der Meinung, dass die österreichischen Unternehmen von der Arbeitsmarktöffnung profitieren werden. Als Hauptgrund wird mit großem Abstand und in aller Deutlichkeit die zu erwartende verstärkte Verfügbarkeit von billigen Arbeitskräften genannt (“alte Ö.” 57%, “neue Ö.” 51%). Nur 21 Prozent der Österreicher sind der Meinung, dass die heimische Wirtschaft wegen einer größeren Auswahl an qualifizierten Fachkräften an der Arbeitsmarktöffnung interessiert ist. Aus diesen Gründen erwarten auch 60 Prozent der in der Studie befragten “alten Österreicher”, dass es zu Lohndumping und niedrigeren Durchschnittsgehältern kommen wird (56% der “neuen Ö.”).

Weiter steigende Ausländerfeindlichkeit erwartet

Praktisch unisono sind “alte” und “neue Österreicher” mit überwiegender Mehrheit (72% / 73%) davon überzeugt, dass die Ausländerfeindlichkeit in Österreich mit der bevorstehenden Arbeitsmarktöffnung weiter steigen wird. “Diese Einschätzung der heimischen Bevölkerung ist ein besonders deutliches Alarmsignal. Das neue Integrations-Staatssekretariat, aber auch alle anderen politischen Entscheidungsträger und Interessensvertretungen Österreichs, stehen hier vor großen Herausforderungen im Bereich der Informations- und Integrationsarbeit”, so Christina Matzka, Studienleiterin bei EthnOpinion.at.


Download der gesamten Studien inklusive Grafiken für Pressezwecke unter:

http://www.ethnopinion.net/2011/04/28/ethnomix2/

Umfragedaten:

1.000 Teilnehmer: je 500 Online-Interviews mit “alten” und “neuen Österreicher/innen”, April 2011

Definitionen:

Migrant – dauerhaft wohnhaft in Österreich, geboren im Ausland
1. Generation – eigener Geburtsort und Geburtsort beider Eltern im Ausland
2. Generation – eigener Geburtsort in Österreich und Geburtsort beider Eltern im Ausland
“Neue Österreicher” – Sammelbegriff für 1., 2. und ggf. 3. Generation
“Alte Österreicher” – selbst und beide Eltern in Österreich geboren

Über EthnOpinion.at:

Das Spezial-Institut “EthnOpinion.at” wurde 2010 vom Online-Marktforschungsinstitut “meinungsraum.at” ( www.meinungsraum.at ), der interkulturellen Wiener Stadtzeitung “biber” ( www.dasbiber.at ) und “The Skills Group” ( www.skills.at ), einer der führenden österreichischen PR- und Kommunikations-Agenturen, gegründet.

Gemeinsam wurde mit “EthnoMix” ein in Österreich bislang einzigartiges Umfrage-Panel aufgebaut, das schnell und kostengünstig repräsentative Online-Umfragen in allen großen ethnischen Communities (z. B. Türken, Serben, Bosnier, Kroaten, Rumänen, Polen, Tschechen, Ungarn etc.) ermöglicht.

Mit den Ergebnissen liefert EthnOpinion.at (http://www.ethnopinion.at) heimischen Unternehmen aller Branchen, öffentlichen Einrichtungen und der Politik wichtige Grundlagen für politische Entscheidungsprozesse, Kommunikationsprojekte, Werbung, Marketing und PR.

Das interdisziplinäre und interkulturelle Expertenteam von EthnOpinion.at betreut (bei Bedarf auch mehrsprachige) Studien- und Umfrageprojekte in den verschiedenen in Österreich lebenden ethnischen Communities – von der Fragebogen-Entwicklung bis zur wissenschaftlichen Auswertung und grafischen Aufbereitung.

Abgewickelt werden Projekte zu allen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragestellungen mittels Online-Umfragen, Fokusgruppen, qualitativen Interviewserien etc. Gemeinsam mit den Auftraggebern entwickelt EthnOpinion auf Basis jahrelangen Know-hows und aktueller Umfrageergebnisse gesamt-gesellschaftliche Kommunikations- und PR-Programme.

Rückfragen und Pressekontakt EthnOpinion.at:

Jürgen H. Gangoly, The Skills Group
gangoly@skills.at, Tel.: 0664/2000260
http://www.skills.at